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„Das Leben ist entweder ein gewagtes Abenteuer oder nichts."
Helen Keller
Der Traum vom eigenen Haus auf Rädern
Offroad-Camper mit Wohnkabine - Marke Eigenbau
...wie es dazu kam.
2018 hatten wir uns dazu entschieden, unser altes Leben hinter uns zu lassen und auf große Europareise zu gehen.
Geplant und gespart hatten wir für ein Jahr. Was danach käme, würde sich zeigen.
Für diese erste große Reise hatten wir uns einen Eriba Touring-Wohnanhänger gekauft und starteten mit einem Ford Mondeo als Zugfahrzeug im September 2019. Der Trip ging über die Niederlande, Belgien, Frankreich nach Spanien und Portugal, wo wir die ersten Monate unserer Reise verbrachten.
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Der Start unserer Reise 2019
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Unser erstes Gespann
Im Frühjahr starteten wir den Rückweg von Portugal nach Deutschland, um direkt weiter nach Skandinavien zu reisen, wo wir den Sommer verbrachten. Noch mit dem alten Gespann fuhren wir durch Schweden und Norwegen bis hoch ans Nordkap, um von dort aus über Finnland, Estland, Litauen und Polen wieder zurück nach Deutschland zu fahren. An einem Fjord in Norwegen sitzend, wurde uns eines Morgens klar:
1. Die Reise wird nicht nach einem Jahr enden!
2. Wir wollen das Offroad-Reisen näher erkunden und brauchen daher
3. ein Allradfahrzeug und dringend eine Höherlegung für unseren Eriba!
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Ein Schlafplatz am See in Schweden
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Eine Wanderung entlang eines Bergsees in Norwegen
Zurück in der Heimat nahmen wir den unterwegs bestellten Ford Ranger in Empfang und ließen den Eriba umbauen. Zum Herbst hin waren wir dann startklar für den dritten Teil unserer Reise. Dieses Mal verbrachten wir den Winter in Griechenland. Die Erlebnisse dieser sechs Monate sind unvergleichbar und unglaublich schön. Zu schön, um sie hier kurzzufassen. Allmählich neigte sich unser Erspartes dem Ende zu. Das ursprünglich geplante Jahr war nun schon vorbei. Also fuhren wir Ende April über Albanien, Montenegro, Bosnien, Kroatien, Slowenien und Österreich wieder Richtung Heimat. Doch damit endete unsere Reise nicht. Dies war nur der Anfang einer völlig neuen Lebensreise.
Wir fassten unterwegs den Entschluss, den Wohnwagen zu verkaufen. Wir wollten selbst eine Wohnkabine für den Ranger bauen. Nachdem Kevin ein halbes Jahr recherchiert und sich durch sämtliche Foren gewühlt hatte, entwickelte sich unsere Vorstellung davon, wie DIE Wohnkabine, also unser neues Zuhause, in etwa aussehen sollte. Sie durfte nicht zu klein sein, weil wir ja zu viert reisen. So entschieden wir uns für eine etwas schwerere, aber dafür komfortablere Lösung.
Projekt 4x4 Wohnkabine
...und dann ging's los
Kevin arbeitete sich in das ihm völlig unbekannte Zeichenprogramm "SketchUp" ein, bestimmte die Maße und das für uns beste Material. Nach ein paar Wochen Planung und Zeichnen bestellten wir die Sandwichplatten.
Anfang Januar 2022, drei Monate später, konnten wir sie abholen und mit unserem Projekt beginnen. Wir hatten die Möglichkeit, eine Werkstatt von einem guten Freund zu mieten, wo wir die Leerkabine bauen konnten.
Die Platten sind aus Waben-GFK mit 43 mm Stärke, Dach und Alkoven haben 45,5mm und die Bodenplatte 57mm. Zudem wurde die Bodenplatte vollflächig verstärkt. Mehrere Verstärkungen verbauten wir für die Stützenaufnahmen und Zurrösen in den Wänden ein.
Bei den Fenstern haben wir uns klassisch für Dometic Fenster entschieden. Für uns war es vor allem wichtig, eine Marke zu haben, die uns in den meisten Ländern auch mit Ersatzteilen versorgen kann. Bis heute bereuen wir es nicht.
Die zwei Dachluken sind unsere Highlights. Mit den 960x560 mm Dachluken haben wir immer viel Licht im Fahrzeug oder einen grandiosen Ausblick in den Sternenhimmel. Außerdem können wir so leicht aufs Dach klettern und zum Durchlüften sind große Dachluken natürlich auch klar von Vorteil.
Bereits Ende Februar war die Leerkabine fertig und wir konnten uns mit der Planung und Materialbeschaffung der Möbel auseinandersetzten. Es ist von Vorteil, die Leerkabine zur weiteren Planung fertig zu haben. Man tut sich mit der tatsächlichen Raumaufteilung viel leichter. Als leidenschaftlicher Schreiner war für Kevin klar, dass er einen natürlichen Werkstoff verbauen möchte, der stabil und trotzdem verhältnismäßig leicht ist. Somit entschieden wir uns für Pappelsperrholz mit Eiche Echtholzfurnier. Nach langer Suche fand er einen Händler, der uns die fertigen Platten liefern konnte. Erneut hatten wir die Möglichkeit, unsere Leerkabine in der Schreinerei eines Freundes weiterzubauen.
Unsere Küche ist klein, aber fein. Die Rückwand, die Arbeitsplatte und der Tisch sind aus einer dicken Eichenplatte. Wir haben uns für eine einzelne Gasherdplatte aus dem Bootsbau entschieden. Sie ist robust, wir brauchen nicht mehr und für uns ist sie optisch einfach schön.
Die Duschkabine und Toilette haben wir ursprünglich extra so groß geplant, weil wir bis dato gerne drinnen geduscht haben. Mittlerweile hat sich auch das geändert. Im letzten Jahr haben wir die Innendusche vielleicht eine Handvoll Mal benutzt. Bäche, Seen, das Meer oder Strandduschen machen einfach mehr Spaß und verbrauchen deutlich weniger Wasser. :D
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Küchnzeile mit ausklappbarer Arbeitsfläche
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Arbeitsplatte und Küchenrückwand aus massivem Echtholz
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Badezimmer mit allem Drum und Dran
Bei der Toilette haben wir zwei Anläufe gebraucht. Sicher war, wir wollen eine Trockentrenntoilette. Zunächst haben wir eine günstige Variante ohne Rührwerk ausprobiert. Für Reisende, die mal übers Wochenende unterwegs sind, ist es völlig ausreichend. Doch auf Dauer war sie für uns nichts. Nach einiger Recherche haben wir uns für die Biotoi entschieden und sind vollends zufrieden. Zum Befüllen des Feststoffbehälters kaufen wir Kokosziegel.
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Trockentrenntoilettte
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Mit angebautem Entlüftungssystem
Um es auch im Winter oder in kalten Nächten kuschelig warm im Camper zu haben, haben wir uns für eine Truma Combi D6 Heizung entschieden. Da wir in den ersten Jahren gemerkt haben, dass es mit Gas nicht immer so einfach auf Reisen ist, haben wir diesmal eine Dieselvariante verbaut. Über eine medizinische Schnellkupplung wird die Heizung direkt mit dem Fahrzeugtank verbunden, sodass wir uns über kalte Nächte keine Gedanken mehr machen müssen. Leider gab es damals in Deutschland nur die 6 KW Heizung, was natürlich für unsere 8m² völlig überdimensioniert ist. Damit die Heizung nicht verrußt und tadellos funktioniert, wird sie von uns einmal im Monat auf Volllast betrieben.
Die komplette Elektronik hat Kevin ebenfalls alleine installiert. Ursprünglich wollte er die Finger davon lassen. Nachdem es aber nicht so einfach war, einen Elektriker zu finden, der ausreichend Zeit hatte, beschloss er, sich auch da hineinzufuchsen. In seiner ersten Lehre hatte Kevin Elektrotechnik gelernt, was für unseren Kabinenbau durchaus hilfreich war, da zumindest die Grundkenntnisse vorhanden waren. Am Ende sind wir doch auch happy, dass es so gekommen ist, denn falls mal irgendetwas mit der Elektronik nicht stimmt, wissen wir nun ganz genau, wie sie angeschlossen und abgesichert ist.
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Truma Combi D6 Heizung
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Verlegung der Wärmeleitungen
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Unsere Schaltzentrale ;)
Damit wir mehrere Tage autark stehen können, ist vor allem die Stromversorgung entscheidend. Strom ziehen wir über eine 150Ah Lithium Batterie von Liontron, gekoppelt mit einer 250W Blackschindel Solaranlage und einem Mppt Regler von Victron. So konnten wir von Anfang an 3-5 Tage komplett autark ohne Sonnenstunden stehen und haben noch nie Landstrom benötigt. Der höchste Verbraucher ist unser Dometic Crx 80 Kompressorkühlschrank. Er ist nicht laut und hat uns bisher auch nicht im Stich gelassen, obwohl er ja doch einiges mitmachen muss.
Für die Wasserversorgung haben wir einen 80 Liter Haupttank im Innenraum verbaut. Es ist ein Standardtank aus dem Bootsbau und hat eine große Serviceluke von oben, sodass er einfach gereinigt werden kann.
Da wir auf Reisen möglichst auf PET-Flaschen verzichten wollen, haben wir eine Filteranlage verbaut. Bevor wir also das Wasser in unseren Fahrzeugtank füllen, wird es durch einen Papier- und Aktivkohlefilter vorgefiltert. Nach dem Tank kommen dann nochmal drei Filterstufen. Zuerst kommt ein kleiner Edelstahlfilter vor die Pumpe, erneut gefolgt von einem Aktivkohlefilter und zum Schluss durchläuft das ganze noch eine UVC-LED Lampe von Wm-Aquatec.
Durch den UV-Filter sind dann Bakterien wie Viren unwirksam gemacht. In all den Jahren auf Reisen haben wir nie Probleme gehabt und vertrauen unserem System sowie unserer Nase :-).
Die Wasserpumpe ist eine Hochdruckpumpe, ebenfalls von Wm-Aquatec. Wir wollten normale Armaturen verwenden und hatten keine Lust mehr auf die völlig überteuerten Plastikteile aus dem Camperbedarf.
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Gemütliche Sitzecke
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80 Liter Hauptwassertank
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Dometic Crx 80 Kompressorkühlschrank
Die Lackierung stellte uns auch nochmal auf die Probe. Zum einen, weil Kevin selbst nicht lackieren kann und zum anderen, weil wir nicht wissen, welchen Lack wir verwenden sollen. Es ist wirklich eine Kunst, den Lack übergangslos zu verarbeiten, da er schnell anzieht und man dann die Übergänge sehen würde.
Zu unserer Freude konnten wir einen Freund davon überzeugen, uns bei der Lackierung zu helfen. Er ist Malermeister und hat damals eine Ausbildung als Lackierer gemacht.
Die Halle haben wir von Freunden zur Verfügung gestellt bekommen. So haben wir uns eine provisorische Lackierkabine selber gebaut. Das Abkleben und Anschleifen war wie immer das Mühseligste.
Da es sich immer noch um ein Fahrzeug handelt, was tausende Kratzer mitnehmen wird, musste auch die Lackierung nicht 100% werden. Der Lack ist ein 2K PU Maschinenlack von MIPA.
Das ganze Projekt, Kabinenbau außen und innen, Fahrwerk und Auflastung hat uns mehrmals auf die Probe gestellt. Kevin hat Stunden vor dem Rechner verbracht, um herauszufinden, was wir benötigen, wie wir es umsetzten können und ob es das Richtige ist. Wir wurden öfters gefragt, warum wir uns den Eigenbau antun. Es sei schon ziemlich kompliziert und man könne viele Fehler machen, die am Ende sehr teuer werden. Nicht zu unterschätzen sei auch die Zeit, die man in so ein Projekt steckt. Wir würden heute all dem zustimmen! Trotzdem ist es etwas ganz Besonderes, sein eigenes mobiles Zuhause selbst zu planen und zu bauen. Wir waren auf jeden Fortschritt unglaublich stolz und freuten uns täglich, bald damit starten zu können. Alles in dieser Kabine ist auf uns abgestimmt und genau so, wie wir es uns vorgestellt haben.
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Unsere fertige Wohnkabine kurz vor dem ersten Aufsatteln
Unser Fahrzeug
Neben dem Möbelbau gab es unzählige andere wichtige Details, die wir in unserer Planung berücksichtigen mussten. Zum Beispiel ist es unserer Meinung nach für die Sicherheit unabdinglich, das Fahrwerk an die Dauerbelastung anzupassen. Wir haben uns daher für einen Austausch des kompletten Fahrwerks mit Auflastung auf 3,5 t entschieden. Ein Ironman Constant Load-Fahrwerk mit Add A Leaf-Zusatzfeder wurde von uns verbaut, weil unsere Kabine voraussichtlich überwiegend auf dem Ranger bleibt.
Unser Ford Ranger ist Baujahr 2019, ein Doppelkabiner und hat die Wildtrak-Ausstattung.
Das Allradsystem ist so aufgebaut, dass der 4x4 nur auf losem Untergrund verwendet werden sollte. Das zuschaltbare Allradsystem mit Untersetzung und 100% Hinterachsdifferentialsperre hat uns schon viele Male aus brenzligen Situationen gerettet.
Bisher sind wir alleine ohne Seilwinde durchaus weit gekommen. Allerdings haben wir im Offroad-Training auch schon die Erfahrung machen können, dass es durchaus hilfreich sein kann, eine dabei zu haben. Ab diesem Jahr werden wir dann selbst mit einer Winde unterwegs sein, sodass wir gegebenenfalls aushelfen können :-)
Bei unseren Reifen hatten wir bisher immer AT-Reifen montiert. Da wir jetzt aber die meiste Zeit auf nicht befestigten Straßen unterwegs sind, werden wir auf MT-Reifen umsteigen.
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Zusatzlampen vom Lazerlamp
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Emsland 4x4 rüstet uns für die Dunkelheit aus
Damit wir in tiefer Dunkelheit deutlich mehr sehen können, hat uns >>>Oliver von Emsland4x4 Zusatzlampen von Lazerlamp rund ums Fahrzeug montiert. Ihr wisst vielleicht, wie dunkel es in den Wäldern oder in den Bergen sein kann. Die zusätzlichen Lampen leuchten auch den Randbereich weiträumig aus, sodass uns das Licht schon das eine oder andere Mal vor einem Wildunfall bewahren konnte. Zum anderen ist es unfassbar hilfreich, wenn man im Dunkeln auf einem unbekannten Platz ankommt und beim Rangieren aufpassen muss, dass man sein Auto und die Reifen ganz lässt.
Von der Idee zur Umsetzung und zum Einzug vergingen gerade mal 10 Monate. Es waren durchaus harte Monate; nicht nur, weil wir tatsächlich nochmal in eine Wohnung ziehen mussten, sondern weil wir die Kabine neben der Vollzeitarbeit gebaut haben. Wir sind so dankbar, dass wir soviel Unterstützung von Freunden hatten, ohne diese wäre unser Projekt nicht möglich gewesen! ♥
Um herauszufinden, ob die Wohnkabine allem standhält, wofür wir sie gebaut haben, fuhren wir mit einem Freund quer durch die Wüste Marokkos. Das war genau das Richtige, um die Grenzen auszutesten.
Als wir nach dem Abenteuer in Marokko wieder nach Deutschland zurückkehrten, war uns allerdings klar, dass wir einen offroadfähigen Anhänger brauchen. Zum einen wollen wir ein Fahrrad, das SUP-Bord, Werkzeug & Co. dabei haben und zum anderen fehlt uns einfach Stauraum für ein paar tägliche Utensilien. Unsere beiden Hunde sind während der Fahrt auf der Rücksitzbank, die sonst auch gern als Stauraum genutzt wird.
Wir haben uns für einen Anhänger der Firma Koch entschieden. Er besteht bis auf die Achse aus Alu und VA.
Somit brauchen wir uns keine Gedanken mehr um Rost zu machen und die Verarbeitung ist wirklich sehr hochwertig.
Original steht er auf 13-Zoll-Felgen mit recht kleinen Reifen. Da wir aber mit unserem Anhänger ins Gelände fahren wollen, musste er höher werden als das Original und gerade hinter unserem Fahrzeug stehen.
Die passenden Felgen von einem VW Tiguan in 16-Zoll fanden wir im Netz. Montiert haben wir 215/80/ r16 MT-Reifen.
Mit dieser Kombi steht er perfekt hinter unserem Fahrzeug.
Da unsere Kabine einen Überhang hat und wir natürlich bei anspruchsvolleren Geländeetappen keinen Kontakt zwischen Anhänger und Fahrzeug wollen, musste die Zugdeichsel verlängert werden.
Nach Rücksprache mit der Firma Koch konnten wir eine längere Zugdeichsel bestellen und montieren. Damit haben wir jetzt in jeder Situation die Möglichkeit, unseren Anhänger knappe 90 Grad hinterm Fahrzeug querzustellen.
Wenn du jetzt Lust bekommen hast, dir unsere
geführte Offroad-Reise quer durch die Peloponnes
näher anzuschauen, klicke auf den folgenden Link:
Wer durch ein paar Eindrücke
unserer bisherigen Reisen stöbern möchte,
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querdurcheuropa4x4.